Rhinitis Definition
Rhinitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Entzündung der Schleimhäute in der Nasenhöhle (lat. Cavum nasi) mit den typischen Schnupfensymptomen: Verstopfte Nase oder laufende Nase. Der Wortteil “Rhin” leitet sich von “Rhis” ab und bedeutet auf Altgriechisch “Nase”. Die Endung “itis” steht im Griechischen für ein entzündliches Geschehen. Wörtlich übersetzt ist Rhinitis also eine entzündliche Erkrankung der Nase. Der umgangssprachliche Begriff für Rhinitis ist “Schnupfen”, wobei Schnupfen in der Regel vor allem die infektiös bedingte Rhinitis meint. Über eine Infektion mit mikrobiellen Erregern hinaus gibt es aber noch zahlreiche weitere Ursachen für die Entstehung einer Nasenschleimhautentzündung mit typischen Schnupfensymptomen. Der Begriff Rhinitis fasst alle möglichen Ursachen der Erkrankung, sowie verschiedene Verlaufsformen und Erkrankungsbilder (anatomische Veränderungen der Nasenschleimhaut) zusammen (siehe Tabelle: Formen der Rhinitis).
Formen der Rhinitis
Einteilung nach … | Formen der Rhinitis |
Ursache |
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Verlaufsform |
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Erkrankungsbild |
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Verschiedene Rhinitisformen schließen sich nicht immer untereinander aus, sondern ergänzen sich oft in der Beschreibung des gesamten Erkrankungsbildes. Eine infektiöse Rhinitis ist beispielsweise zumindest anfangs auch eine akute Rhinitis. Darüber hinaus können Formen der Rhinitis gelegentlich auch ineinander übergehen.
Rhinosinusitis
Ist nicht nur die Nase von einer Entzündung betroffen sondern auch die angrenzenden Nasennebenhöhlen (lat. Sinus paranasales), dann spricht man von einer Rhinosinusitis beziehungsweise isoliert gesehen von einer Nasennebenhöhlenentzündung bzw. Sinusitis. Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte und mit Schleimhaut ausgekleidete Höhlen in den Schädelknochen. Beim Menschen gibt es vier verschiedene Nasennebenhöhlen, die jeweils paarig auf beiden Seiten des Schädels angelegt und über feine Gänge mit der Nasenhöhle verbunden sind.
Infektiöse Rhinitis
Bei einer Infektion der Nasenschleimhäute mit Schnupfenerregern kommt es zu einer infektiösen Rhinitis (infektiöser Schnupfen, Rhinitis infectiosa) mit typischen Schnupfensymptomen. In der Regel kommen viele verschiedene Viren (Rhinoviren) als Verursacher des einfachen Erkältungsschnupfens in Frage. Meist verläuft eine infektiöse Rhinits akut und heilt innerhalb einer Woche aus. Gelegentlich kann sich die Genesung jedoch durch eine bakterielle Beteiligung oder eine Ausbreitung der Infektion in die Nasennebenhöhlen (Sinus) hinauszögern, so dass auch chronische Verläufe möglich sind. Schnupfen kann auch im Zusammenhang mit anderen Infektionskrankheiten wie Influenza (Grippe), Masern, Polio (Kinderlähmung), Syphilis, Tuberkulose, Diphtherie (Rhinitis pseudomembranacea), oder bestimmten Tropenkrankheiten auftreten. Bei diesen Erkrankungen stehen jedoch – anders als beim typischen Erkältungsschnupfen – meist andere, schwerwiegendere Symptome im Vordergrund.
Allergische Rhinitis
Bei einem Allergiker reagiert das Immunsystem auf Bestandteile von Stoffen, die bei den meisten anderen Menschen keine Reaktion hervorrufen würden. Immunreaktionen finden im Normalfall nur dann statt, wenn der Körper krankmachende Stoffe wie Gifte oder Krankheitserreger aufnimmt oder um krankhafte Prozesse im Körper aufzuhalten. Vermutlich durch eine Kombination aus Veranlagung und Umgebungsfaktoren, wird das Immunsystem bei Allergikern stattdessen dazu verleitet, zusätzlich zu seiner normalen Funktion auf eigentlich harmlose Stoffbestandteile zu reagieren. Betroffene sind in der Regel gegen mehr als einen Stoffbestandteil (Allergen) allergisch. Typische Allergene sind beispielsweise Pollen von Gräsern und Bäumen, Hausstaubmilben oder Schimmelsporen. Schnupfensymptome wie Niesen und eine laufende Nase gehören zu den typischen Folgen vieler Allergien (allergischer Schnupfen, Heuschnupfen). Je nach Allergen kann es bei Allergikern zu bestimmten Jahreszeiten oder ganzjährig zu Schnupfensymptomen kommen.
Vasomotorische Rhinitis
Eine vasomotorische Rhinitis wird weder durch eine Allergie noch durch eine Infektion hervorgerufen führt aber ebenfalls zu verstopfter Nase und Nasenlaufen. Der genaue Grund für die Entstehung der vasomotorischen Rhinitis ist unklar. Daher wird diese Form der Rhinitis auch als idiopathisch bezeichnet – von “idios” (griech. eigen) und “pathos” (griech. Leiden). In vielen Fällen wird vasomotorische Rhinitis durch schleimhautreizende Stoffe, wie beispielsweise scharf gewürzte Speisen oder Luftverschmutzung, getriggert. Aber auch starke Emotionen können eine vasomotorische Rhinitis auslösen.
Privinismus
Die chronische Anwendung von direkt an der Nasenschleimhaut angewendeten, abschwellenden Nasensprays, Nasentropfen oder mikronisierten Pulvern kann eine Arzneimittel-Rhinitis (Rhinitis medicamentosa) auslösen. Diese Form der Rhinitis wird nach dem abschwellenden Medikament Privin (Wirkstoff: Naphazolin) typischerweise auch als Privinismus bezeichnet. Schleimhautabschwellende Schnupfenmedikamente beziehungsweise die darin enthaltenen Wirkstoffe stimulieren in der Regel Rezeptoren (α-Adrenorezeptoren), die auf den Wänden der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut sitzen. Die Stimulation dieser Rezeptoren bewirkt eine Verengung der Nasenschleimhautgefäße und damit eine Abschwellung der gesamten Nasenschleimhaut – es kann wieder frei durchgeatmet werden. Wendet man diese Medikamente jedoch über längere Zeit regelmäßig an (ab fünf bis sieben Tagen Anwendung), so kann sich dieser Effekt umkehren. Das Auftragen von Schnupfensprays führt dann zu einem umso stärkeren Anschwellen der gesamten Nasenschleimhaut und der Anwender erreicht das genaue Gegenteil zum erwünschten Effekt – die Nase bleibt verstopft oder fühlt sich sogar vergleichsweise noch verstopfter an.
Akute Rhinitis
Dauern Schnupfensymptome wenige Tage bis zu einer Woche an, spricht man von einer akuten Rhinitis (akuter Schnupfen, Rhinitis acuta). Jede Form der Rhinitis ist zu Anfangs eine akute Rhinitis die dann entweder abheilt oder einen chronischen Verlauf nimmt. Die häufigste Ursache einer akuten Rhinitis ist eine Infektion mit Schnupfenviren (Rhinoviren). In diesem Fall ist eine akute Rhinitis in der Regel eine eher harmlose Erkrankung, die für die Betroffenen zwar lästig ist, aber meist vollkommen problemlos innerhalb des Siebentagefensters ausheilt. Ein weiterer Auslöser einer akuten Rhinitis sind kurzfristig eingeatmete giftige oder die Nasenschleimhaut irritierende Substanzen, wie beispielsweise Putzmittel oder Zigarettenrauch.
Chronische Rhinitis
Eine chronische Rhinitis (chronischer Schnupfen, Rhinitis chronica) liegt vor, wenn Schnupfensymptome über eine Woche oder länger vorliegen. Der häufigste Auslöser einer chronischen Rhinitis ist eine Allergie, aber es kommen auch alle anderen Auslöser von Rhinitis in Frage. Dazu gehören neben Infektionen, vasomotorischer Rhinitis und Privinismus auch hormonelle Umstellungen beispielsweise in der Schwangerschaft (endokrine Rhinitis), Störungen des autonomen Nervensystems (hyperreflektorische Rhinitis) oder Tumoren im Nasen-Rachenraum. Darüber hinaus kann es im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten, wie Sarkoidose, Schlafapnoe, Asthma oder Wegener Granulomatose zu chronischer Rhinitis kommen.
Atrophische Rhinitis
Bei einer atrophischen Rhinitis (Rhinitis atrophica, Ozaena) kommt es zu Gewebsschwund bzw. Abbau des Gewebes der Nasenschleimhaut oder an den Nasenmuscheln. Da der Gewebszerfall in der Regel mit Keimansiedlung und faulig-üblem Geruch einhergeht spricht man auch von einer Stinknase. Atrophische Rhinitis kommt sehr selten als angeborene beziehungsweise erbliche Form vor (primäre Ozaena). Daneben gibt es zahlreiche Ursachen für eine sekundär erworbene Ozaena, wie beispielsweise bestimmte Infektionen, Hormonstörungen, Ernährungsmangel, Autoimmunkrankheiten oder Tumoren.
Hyperplastische Rhinitis
Kommt es zu einer überschießenden Gewebsbildung beziehungsweise Polypen-Bildung der Nasenschleimhaut spricht man von einer hyperplastischen Rhinitis (hypertrophische Rhinitis, Rhinits hypertrophica, Polyposis nasi). Häufig sind auch die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen (Sinus) betroffen – dann spricht man von einer hyperplastischen Rhinosinusitis (Polyposis nasi et sinum). Die hyperplastische Rhinitis fällt oft auch äußerlich durch Verdickung der Nasenmuscheln auf. Durch die Verdickungen im Bereich der Nasenöffnung und Nasengänge werden bei einer hyperplastischen Rhinitis Nasenatmung und Geruchssinn behindert. Weitere Symptome der hyperplastischen Rhinitis sind Kopfschmerzen und eine Änderung der Stimmlage. Als Ursachen der hyperplastischen Rhinitis kommen typischerweise Allergien aber auch Asthma, Schmerzmittel-Unverträglichkeiten oder Mukoviszidose in Frage.
Trockene Rhinitis
Die Nasenschleimhäute sind bei der trockenen Rhinitis (Rhinitis sicca) auffällig trocken, da bei dieser Form der Rhinitis die Produktion oder Absonderung von Nasensekret gestört ist. Als Ursachen kommen unter anderem Medikamente, bestimmte Erkrankungen, Hormonstörungen oder heißes Klima in Frage. Häufig bilden sich bei dieser Form der Rhinitis Borken oder Krusten in der Nase, die bei Druck auf die Nasenmuscheln Schmerzen auslösen können. Darüber hinaus besteht eine relativ starke Neigung zum Nasenbluten.